Vermischtes

Sea-Watch kritisiert "kalkuliertes Sterbenlassen" im Mittelmeer

Bootsflüchtlinge im Mittelmeer (Archiv)
(Quelle: Marina Militare, über dts Nachrichtenagentur)
GDN - Die Hilfsorganisation Sea-Watch hat das jüngste Bootsunglück mit bis zu 250 Toten im Mittelmeer als dramatische Folge eines Rückzugs bei der Seenotrettung seitens der EU bezeichnet: "Es ist ein kalkuliertes Sterbenlassen", sagte ein Sprecher der Organisation der "Heilbronner Stimme". Die Rettungseinsätze der Militäroperation vor der Küste Libyens seien von der Europäischen Union immer weiter zurückgefahren worden.
Private Organisationen wie Sea-Watch fühlten sich alleingelassen. "Dass Flüchtlinge im Mittelmeer sterben, ist als Abschreckung erwünscht", sagte der Sprecher. Dass tatsächlich 250 Flüchtlinge wie vom UN-Flüchtlingshilfswerk angegeben vor der Küste Libyens ertrunken sind, hält er für realistisch. "Die Schlauchboote fahren ja nicht halb besetzt los. Meistens sind mehr als 100 Menschen an Bord. Bei zwei Booten halte ich die Zahl von 250 toten Menschen für glaubwürdig." Da die Saison der Überfahrten über das Mittelmeer erst beginnt, warnte Sea-Watch vor einem "massenhaften Sterben im Mittelmeer": "Wir steuern auf ein Chaos zu", sagte der Sea-Watch-Aktivist. Die Menschen nach Libyen zurückzuschicken sei keine Option. "Dort werden die Menschen gefoltert, Vergewaltigungen finden statt. Libyen als sicheres Herkunftsland einstufen zu wollen, ist der blanke Hohn." Nach EU-Schätzungen warteten noch etwa 300.000 Menschen in Libyen auf eine Überfahrt nach Europa, sagte der Sea-Watch-Sprecher. Die Sea-Watch 2 ist seit einer Woche wieder vor der Küste Libyens aktiv. In einer Rettungsmission am 19. März war sie an der Rettung von rund 570 Menschen beteiligt, wobei mehr als 250 Menschen an Bord genommen wurden. 2016 war allein die Sea-Watch 2 nach Angaben der Organisation an der Rettung von über 20.000 Menschen vor Libyen beteiligt.
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