Finanzen

Drastische Abwertung der russischen Währung

Rubel rollt nicht mehr


Angebote: Russischer Käse im Supermarkt (Quelle: ©medien-Boldt)
GDN - Mit der russischen Wirtschaft geht es Berg ab. Die Krise kann schon lange nicht mehr vertuscht und schön geredet werden. Trotz Intervention der russischen Notenbank ist kein Ende in Sicht.
Verbraucher reagieren irritiert. Kleinere Geschäfte befinden sich in Existenznot. Leute kaufen in Panik.
Hatte man noch vor einem Jahr ca. 45 Rubel für einen Euro bekommen, so mussten die Bankkunden vor einigen Tagen zeitweise weit über 100 Rubel dafür hinlegen. Oft sind keine Euro oder Dollar am Schalter zu bekommen. Die Ursachen sind bekannt und liegen im Ukrainekonflikt mit den einhergehenden Sanktionen. Der Währungsverfall liegt gegenüber dem Euro bei etwa 60%, beim Dollar ähnlich. Der Ölpreis hat großen Einfluss auf den Wechselkurs. Russland lebt von seinen Öl-und Gasexporten. Der Staatshaushalt ist hierauf ausgerichtet und kalkuliert. Immerhin erwirtschaftet man ca. 50% des Haushaltes aus den Boden- Ressourcen.
Da der Ölpreis (Sorte: Brent) ebenfalls drastisch gesunken ist (von über 110 US-Dollar Anfang des Jahres, auf jetzt knapp unter 60 US-Dollar) wird es eng für Moskau. Die Verluste können jedoch volkswirtschaftlich für das Inland gesehen, dahingehend kompensiert werden, da man durch den gesunkenen Ölpreis( an Dollar gebunden), sogar mehr Rubel pro Barrel Öl bekommt als zuvor. Dennoch gilt, geht der Ölpreis runter, wird der Rubel schwächer und umgekehrt. Wirtschaftsexperten sehen eine allmähliche Erholung des Ölpreises, Mitte des kommenden Jahres, auf 80 US-Dollar pro Barrel.
Dennoch hat die russische Notenbank ihre Unabhängigkeit verloren. Sogenannte “Kapitalverkehrskontrollen“ wurden von Finanzministerium in Übereinstimmung mit der Notenbank abgesprochen. Immer mehr “Reiche“ verlassen das Land. Man flüchtet in die Anlage ausländischer Immobilien. Beliebt ist London. Die durchschnittliche Anlagehöhe liegt bei 3,5 Millionen Euro pro Objekt.
Was macht der weniger vermögende Russe? Ich begleite Anastasia (Name geändert von der Redaktion), sie wohnt in Frankfurt und besucht die Verwandtschaft. “Alles ist so teuer geworden“, sagt sie. Das gilt natürlich, aber nicht ausschließlich, für die Westprodukte und Luxusartikel. Wir besuchen einen Hyper-Supermarkt der “O`KEY“ Kette, zu vergleichen, vom Preislevel her, mit hiesigen Discount Handelsmärkten. Insgesamt kann man feststellen, dass das Warenangebot ausgeglichen und sortiert ist. Vieles wird kompensiert mit Waren (Obst und Gemüse)aus den Oststaaten und Drittländern. Fisch, Käse und Fleisch in hoher Qualität aus der EU fehlen. Die weitgehend stabilen Preise, so heißt es, sollen ab Januar 2015 um ca.25 % steigen.
"Sperbank" zeitweise keine Fremdwährung verfügbar
Quelle: ©medien-Boldt
Die Leute reagieren hektisch, kaufen Möbel beim auch bei uns beliebt und bekannten Finnischen Möbelhaus. Auch boomt der Gebraucht Automarkt, nicht zuletzt, weil die Autohersteller die Ausfuhr gestoppt haben.Wir treffen eine Freundin von Anastasia, sie wollte Geld eintauschen am gleichen Tag. “Ich habe 5 Banken abgeklappert, die haben nichts gehabt“, klagt sie “erst bei der Sechsten hat es geklappt, aber zu welchem Kurs“. Mehr will sie uns nicht sagen. Banken nehmen derzeit einen beachtlichen Aufschlag als Wechselgebühr."Wir sind nicht von Moskau abhängig, wir sind privat", sagt uns der Leiter. Breschnews Zeiten sind noch nicht wieder erreicht, das will hier aber auch keiner.
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