Kultur

Wo bitte geht es zum Land des Lächelns?

Höflichkeit oder Kulturverhalten


Damen in traditioneller Tracht vor Tempel Senso-ji (Quelle: Ekkehard Boldt)
GDN - Lassen Sie uns nicht sprechen von der romantischen Operette in drei Akten von Franz Lehár, deren Schauplätze Wien und Peking sind, sondern das insbesondere für West-Europäer in der Kommunikation mit den Asiatischen Ländern gezeigte Lächeln einhergehend mit einer Verbeugung. Dieses Lächeln führt...
...mitunter zu Verwirrung und Fehlinterpretationen.
Dem Reisenden mag es gefallen mit derlei Gesten empfangen und willkommen geheißen zu werden. In gewissen Situationen jedoch, wie z.B. bei Leid und Trauer, lächelt ein Asiat, um sein Mitgefühl auszudrücken, was auf einen Europäer zweideutig wirken kann. Das gilt auch in Momenten der Verlegen- und Unwissenheit.
Sonntagspaziergang Tokio Kamejima Fluß
Quelle: Ekkehard Boldt
Einen bleibenden Moment erlebte ich, als ich Tokio zum ersten Mal besuchte und den Sonntagmorgen vor dem Frühstück nutzte. Ich spazierte von meinem Cityhotel Stadtbezirk Tokyo-Kayabacho die Eitai-Dori Ave Richtung Bahnhof entlang, überquerte einen kleinen Wasserlauf, den Kamejima Fluß und war überrascht von dem geringen Verkehrsaufkommen. Die City bot sich mir (vor der Corona- Zeit) schon beinahe für Tokioer Verhältnisse in gespenstiger Ruhe dar. Ich war überrascht. War das Tokio? Anscheinend, Sonntag früh. Es waren ungefähr noch 20 Minuten zu Fuß bis zum Bestimmungsort.
Sonntags früh Eitai-Dori Ave Richtung Bahnhof
Quelle: Ekkehard Boldt
Vor mir war unerwartet der Fußgängerweg abgesperrt. Es handelte sich hier um eine kleine Baustelle, wie sie in jeder Stadt vorkommt. 5 Bauarbeiter hatten bereits einen Graben ausgeschachtet, um Kabel oder Rohre zu verlegen und die Sonntagsruhe auszunutzen. Für die wenigen Passanten hatte man einen Pfad um die Baustelle ausgeflaggt, sodass gefahrlos für die Umgehung die Fahrbahn betreten werden konnte. Ich wurde nun von einem Arbeiter mit einer tiefen Verbeugung begrüßt und per Handgeste und Zeichen auf die Umgehung hingewiesen. Mehr als überrascht bedankte ich mich höflich. Das gleiche Prozedere widerfuhr mir später auf meinem Rückweg. Ich habe es genossen. Man vergleiche dies bitte mit hiesigen Verhältnissen.
Für mich ist speziell Japan das “Land des Lächelns“. Man wird mit Höflichkeitsfloskeln schier überhäuft - selbst im Bus oder im Supermarkt, von beruflichen und offiziellen Treffen ganz zu schweigen. Wie reagiert man darauf? Am besten durch freundliches Nicken, den meisten Ausländern bleibt sprachlich ohnehin nichts anderes übrig. Natürlich kann ein höfliches “Vielen Dank“ (Arigatou gozaimasu) nie schaden. Höflichkeit ist das wichtigste Bindemittel im japanischen Zusammenleben und wird tagtäglich überall praktiziert.
Beim Treffen mit Respektspersonen sind Verbeugungen bei der Begrüßung nicht ungewöhnlich. Beim ersten Kennenlernen sind sie sehr ausgeprägt, bei späteren Treffen werden sie nur angedeutet.
Japanische Etikette: Höflichkeit, Respekt und Pünktlichkeit beschreiben dies wohl am besten.
Um nicht ins Fettnäpfchen zu treten sollten Reisende aus dem Westen sich unbedingt mit den Benimmregeln vertraut machen. Ich verneige mich.
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